3D-Druck: Creality CR-10 Druckbett Haftung verbessern

Beim 3D-Druck gibt es eine bestimmte Sache, die man vom Beginn des Drucks bis zum Ende dringend und reichlich braucht und anschliessend gut darauf verzichten kann. Es ist die Haftung des zu druckenden Objekts am Druckbett.

Es ist manchmal eine verzwickte Sache. Der Druck des Objekts beginnt und irgendwann stellt man fest, dass das Objekt sich teilweise oder sogar ganz vom Druckbett gelöst hat und somit schon vor dem Ende klar ist, dass das wohl nichts werden wird. Meistens löst sich nicht das ganze Objekt, sondern nur die Ecken. Es spielt aber keine Rolle, ob sich das ganze Objekt oder nur Teile davon vom Druckbett abheben. Die Probleme sind vorprogrammiert. Hält das ganze Objekt nicht mehr, rutscht es irgendwann einfach weg und der Druckkopf druckt ins Leere. Steht es nur an den Ecken hoch, kann es sein, dass der Druckkopf das Objekt streift und dadurch blockiert oder das Objekt ebenfalls über das Druckbett schiebt.

Was kann man tun?
Um die Haftung des Objekts am Druckbett zu verbessern gibt es im Internet viele verschiedene Lösungsansätze. Ein Hilfsmittel wird beim Creality CR-10 Drucker sogar mitgeliefert. Es handelt sich dabei um eine Art Abdeckband, das vor dem Druck auf das Druckbett geklebt wird. Der Druck des Objekts erfolgt dann auf die mit dem Band beklebte Fläche. Es versteht sich von selbst, dass die Fläche auch so gross abgedeckt werden muss wie das Objekt später gedruckt wird. Ich persönlich verwende kein Abdeckband, da meine Erfahrungen damit eher suboptimal sind. Ganz wichtig: Das Druckbett muss mit dem Band nivelliert werden. Levelt man das Druckbett direkt auf das Glas und beklebt es nachher mit dem Abdeckband, dann verringert man dadurch den Abstand vom Druckkopf zum Druckbett. Das führt dazu, dass der Kopf keine Schichten auftragen kann oder sogar das Band weg reisst.

Im Internet findet man auch oftmals den Tipp, das Druckbett mit einem UHU-Klebestift einzustreichen oder mit Haarlack einzusprühen. Auch diese beiden Tipps habe ich getestet und bin mit dem Ergebnis ebenfalls nicht wirklich zufrieden.

Weiter geht es mit Tipps wie z.B. dem Ersetzen der Scheibe durch ein anderes Glas. Das wiederum habe ich nicht getestet, da ich nicht vor habe die Scheibe meines neuen Druckers schon zu Beginn zu ersetzen. Im übrigen hat es auch nichts gebracht, die Scheibe absolut staub- und fettfrei zu machen.

Irgendwas muss es doch geben, oder? Die Antwort lautet JA 🙂

Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Tipp gestossen, der wirklich Gold wert ist und ausserdem erst noch fast nichts kostet. Die Lösung lautet «Weissleim» bzw. Holzleim. Und so funktioniert es: Ich mische Holzleim mit Wasser, so dass eine, nicht mehr zähflüssige Mischung entsteht. Ich schätze mal, dass das Verhältnis so etwa 1 Teil Leim zu 5-6 Teile Wasser beträgt. Ich habe das nicht gemessen, hole das aber beim nächsten Anrühren nach. Beim Leim den ich verwende handelt es sich um den Holzleim MIRACOL 13F2 EXPRESS von der Firma Geistlich. Der Leim ist erhältlich bei Hornbach. Wichtig: Es geht auch anderer Holzleim. Er muss aber unbedingt wasserlöslich sein. Sonst lässt er sich möglicherweise nicht mischen und man bringt ihn nicht mehr weg vom Druckbett.

Anwendung:
Die Mischung von Leim und Wasser muss gut verrührt werden. Besonders vor dem Auftragen nochmals gut rühren, jedoch nicht schütteln. Es sollen keine Blasen oder gar Schaum entstehen. Die Flüssigkeit wird nun grosszügig auf dem kalten Druckbett verteilt. Idealerweise wird das Druckbett an den aufgetragenen Stellen wirklich weiss, Das heisst, das Glas des Druckbetts sollte nicht mehr sichtbar sein. In etwa so, wie wenn man das Druckbett mit Farbe bemalen würde. Die Flüssigkeit trägt man bis fast an die Ränder des Druckbetts auf. Ich verwende dafür einen Pinsel und gehe mit der Flüssigkeit recht grosszügig um. Nun kommt der zweite Schritt. Einfach die Bett-Heizung einschalten und auf etwa 60 Grad einstellen. Jetzt heisst es warten. Bei meinem Drucker dauert es etwa 60 Minuten, bis das ganze Wasser der Flüssigkeit verdunstet ist und sich nur noch eine ganz dünne Leimschicht auf dem Druckbett befindet. Lieber etwas länger heizen vor dem ersten Druck. Wenn man alles richtig gemacht hat, muss das Druckbett nicht einmal mehr neu nivelliert werden.

So sieht das Teil dann aus, wenn es trocken ist

Vor dem Druck «poliere» ich diese Schicht jeweils  so gut es geht. Damit verschwinden eventuelle Unebenheiten und Überreste des letzten Drucks. Damit sind wir auch gleich beim Thema. Diese Druckschicht kann bei guter Pflege etliche Male wieder verwendet werden. Ist sie dann irgendwann zu zerkratzt oder sonst wie unbrauchbar, dann wäscht man sie einfach unter dem Wasserhahn mit heissem Wasser wieder ab und trägt sie wie oben beschrieben erneut auf. Das funktioniert absolut einfach.

Bisher habe ich die Schicht nur für den PLA-Druck verwendet. Ich heize auch bei PLA das Bett immer auf 60 Grad hoch. Sobald ich mehr Zeit habe, werde ich noch testen, wie das Ergebnis aussieht wenn ich die Heizung bei PLA weglasse oder zumindest zurück drehe.

Wie kriegt man das Objekt nun aber wieder weg vom Druckbett? Ich ziehe hierfür einfach mit viel Gefühl an den Ecken des jeweiligen Objekts, so dass die Haftung an den Ecken nach und nach weg fällt. Hat man eine Ecke erstmal gelöst, lässt sich das Objekt sozusagen in einem Rutsch abziehen. Es hilft auch, das Bett vor dem Entfernen abkühlen zu lassen. Für besonders flache Teile kann man auch mit einem Glaschaber (Das ist so ein Griff mit einer Art Rasierklinge dran) verwenden, um an einer Ecke unter das Teil zu gelangen. Vorsicht, damit lässt sich das Teil auch schnell mal beschädigen oder die Leimschicht zerstören. Es ist also etwas Gefühl gefragt

Brauche ich bei dieser Haftung noch eine zusätzliche Druckplattenhaftung? Im Slicer lässt sich jeweils einstellen, ob man eine zusätzliche Haftung für das Objekt wünscht. Bei kleineren Objekten ist diese zusätzliche Haftung in meinen Augen sehr wichtig. Allerdings drucke ich alle Objekte immer mit einer zusätzlichen Haftung, da ich da den Beginn des Drucks besser kontrollieren kann. Hier lauern nämlich bereits die nächsten Probleme die es zu lösen gilt. Aber dazu mehr in einem anderen Post

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