Eigenbau Frästisch

Eine Oberfräse zu besitzen ist eine gute Sache. Ein Frästisch erweitert die Möglichkeiten jedoch enorm und erleichtert viele Arbeiten. Hier die Geschichte meines Frästischs

Bedarf, Idee und Entschluss

Vor ein paar Jahren ergab es sich in meiner Werkstatt, dass ich die Kanten von einigen Leisten und Holzplatten abrunden wollte. Ich hätte natürlich meine Oberfräse dafür nutzen können, aber die Leisten liessen sich nur umständlich so einspannen, dass sie mir nicht um die Ohren flogen. Ausserdem hätte das sehr viel Zeit in Anspruch genommen und diesbezüglich hält sich meine Geduld jeweils ziemlich in Grenzen. Um schnell zu einer Lösung zu gelangen, habe ich in ein Brett (so in etwa 140 cm x 50 cm) ein Loch gebohrt und meine Oberfräse von unten daran befestigt. Oben drauf habe ich eine dicke Holzleiste mit Schraubzwingen in Längsrichtung befestigt. Also nichts anderes als ein Frästisch mit Anschlag. Die Konstruktion war nicht die Entwicklung des Jahrhunderts, aber ich kam zum Ziel und das auch noch sehr schnell.

Kurz darauf ergab es sich bereits wieder, dass diese Konstruktion zum Einsatz kam. Der Nutzen derselben wurde mir immer mehr bewusst und ich nahm mir vor, hier eine bessere Konstruktion zu realisieren. Bei diesem Vorsatz blieb es dann aber auch für mindestens zwei Jahre. Irgendwann ergab es sich dann, dass ich auf Pinterest auf verschiedene Konstruktionen von Frästischen gestossen bin. Schliesslich habe ich dann noch ein Video von Uncle Phil auf YouTube gesehen, worin er den Selbstbau eines Frästisches erklärt.

Sowas wollte ich auch und machte mich daran, ein paar Skizzen mit meinen Wünschen zu erstellen und die entsprechenden Teile zu organisieren. Das Ergebnis sieht unterdessen so aus:

Mein Frästisch unterscheidet sich bezüglich der Grundfunktionen nur gering von anderen Tischen dieser Art. Lediglich die Umsetzung und die Kriterien sind halt anders. Auch die Masse musste ich selbst bestimmen. Die Breite des Tischs (Platte) beträgt 800mm, die Tiefe 750mm und die Höhe der Arbeitsplatte liegt auf rund 890mm. Der Anschlag setzt dazu noch mit einer Höhe von 280mm eins obendrauf. Die Masse kommen nicht von ungefähr. Die meisten Maschinen, die ich baue, stehen auf Rädern und müssen durch die Tür passen, da ich in der Werkstatt zu wenig Platz habe, alle zeitgleich aufzustellen.

Aufbau und Funktionen

Der Aufbau des Frästischs ist an sich simpel. An der Innenseite des Tischs gibt es eine «Innenwand», an welcher eine Kugelumlaufspindel mit einem Schrittmotor befestigt ist. An dieser Konstruktion ist wiederum die Frässpindel angebracht

Bei meinem Frästisch gibt es hier eigentlich nur zwei Besonderheiten.
1. Die Frässpindel lässt sich um bis zu 60 Grad nach hinten neigen. Bisher habe ich dies zwar nur einmal gebraucht, aber dafür war die Funktion dann auch besonders nützlich. Im Normalfall steht die Spindel einfach vertikal in einem 90-Grad-Winkel zur Tischplatte
2. Die Spindel lässt sich elektrisch in der Höhe verstellen. Die Steuerung übernimmt hier eine Arduino-Platine, die den Schrittmotor am unteren Ende der Kugelumlaufspindel nach links oder rechts drehen lässt. Auf und Ab geschieht über eine Steuer-Flasche

Die Steuer-Flasche hat nur drei Knöpfe. Auf, Ab und Not-Aus. Was den Not-Aus angeht, so gibt es wiederum zwei dieser Schalter. Einer ist noch an der Front angebracht und lässt sich mit der Hand oder dem Knie betätigen. Sicher ist sicher.

Die Spindel hat eine Leistung von 2.2kW, ist wassergekühlt und erreicht 24’000 Umdrehungen. Das ist etwas weniger als die 30’000 Umdrehungen, die handelsübliche Oberfräsen hinkriegen, reicht für mich aber allemal.

Eine Frage, die hier schnell mal aufkommt ist: «Wie stabil ist diese Konstruktion?»
Antwort: Die Konstruktion ist okay, könnte aber von der Steifigkeit noch einen Ticken mehr vertragen.
Wie meine ich das? Nun, heute würde ich die Kugelumlaufspindel nur noch 1/3 so lang wählen und eine mit zwei grossen Aussenschienen einsetzen. Die Konstruktion des schweren Motors auf dieser doch recht dünnen Schiene neigt, wenn auch nur wenig, zum Verzug. Die Platte, welche zum Schrägstellen der Spindel gedacht ist, bleibt wiederum perfekt an Ort und Stelle. Sehr wahrscheinlich tausche ich die Kugelumlaufspindel schon bald mal aus.

Der Frästisch bzw. die Tischplatte lässt sich nach hinten aufklappen

Die Konstruktion der Spindel und deren Einstellbarkeit sind aber nur die halbe Miete. Für mich ist wichtiger, was auf dem Tisch passiert und auch die Absaugung ist ein Thema.

Die Maschine hat an der Rückseite einen Anschluss für die Absaugung. Diese wiederum saugt an zwei Orten. Von unten und von der Rückseite aus der Führung

Der Anschlag inkl. Absaugung lässt sich mittels Führungsschienen verstellen und natürlich auch fixieren. Diese Schienen, wie auch viele der restlichen Teile, stammen von Aliexpress. Das Holz, die Schrauben und viele Kleinteile stammen vom Baumarkt. Was Spindeln, Führungsschienen, Inverter, Schalter usw. angeht, ist Aliexpress einfach nicht zu schlagen. Im Baumarkt gibt es schlicht weg nichts Vergleichbares zu kaufen.

Nun zum eigentlichen Tisch bzw. dem Ort, an dem die Holzbearbeitung abläuft

Der Führungs-Anschlag verfügt über eine Absaugung, und zwei Schiebern, mit welchen sich der Spalt für die Absaugung und den Fräser verstellen lassen. Im Tisch selbst habe ich eine grosse Öffnung ausgefräst, in welche verschiedene Fräsplatten eingesetzt werden können. Ebenfalls gibt es eine Führungsschiene für den Parallelanschlag und Schienden für die so genannten Feather-Boards. Zu deutsch: Fräskamm. Diese Dinger sind enorm wichtig, da sich damit ein Zurückschlagen des Holzes sehr gut vermeiden lässt und das steigert die Sicherheit erheblich.

Ich könnte jetzt hier noch lang und breit auf viele technische Details eingehen, aber es bleibt im Wesentlichen einfach ein Frästisch. Wer Fragen dazu hat, der darf mich gern auf meine E-Mail-Adresse kontaktieren.

Schreiben Sie einen Kommentar